Der Morgen
Das Camp am Refugio Paine Grande ist berüchtigt für starken Wind. Schon im Internet hatten wir die Empfehlung gelesen möglichst nahe am Hang zu campieren, aber trotzdem wurde das Zelt die ganze Nacht vom Wind maltretiert und durchgeschüttelt. Es hatte jedoch, wie bereits in den vergangenen Tagen, dem Spuk klaglos standgehalten. Am Morgen während dem Zusammenpacken hatte ich die Kamera auf einem der Tische abgelegt und ihr kurz den Rücken zugedreht, beim nächsten Blick dorthin lag sie bereits am Boden – vom Wind heruntergeweht! Kamera mit Objektiv wiegen zusammen nicht ganz 2 kg! Was für ein Schreckmoment für mich! Passiert ist zum Glück nichts, der Boden war an der Stelle sehr weich oder die Kamera sehr robust…
Die Tagesetappe
Tag 6 unseres Trek führte uns vom Refugio Paine Grande zum Campamento Italiano, welches am Eingang zum Valle del Frances lag. Das Seitental – eine Sackgasse – zweigte vom Trek Richtung Norden ab und führt ca. 800 Hm hinauf ins Tal hinein. Früher gab es am Ende des Tals das Campamento Britannico, welches jedoch seit einiger Zeit schon geschlossen war. Deshalb empfiehlt es sich das schwere Gepäck am Eingang zum Tal, im Campamento Italiano, zu lassen und nur mit Tagesrucksack hinein und wieder heraus zu wandern. Das war der Plan.
Das Wetter war wieder recht mürrisch, aber etwas besser als am Vortag, denn es regnete wenigstens nicht. Zumindest nicht da wo wir gerade waren, aber rundherum hingen überall tiefe Regenwolken und wir stellten uns die berechtigte Frage, ob es über sinnvoll war ins Tal aufzusteigen, denn auch den starken Wind konnte man an den Schneeverwehungen an den Felsen deutlich beobachten. Nach etwa 3h bzw. gegen 13 Uhr sind wir im Camp angekommen und haben erst mal das Zelt aufgestellt. Doris kämpfte schon seit Tagen mit einer Druckstelle am Fuß und es war sinnvoller den Fuß für die nächsten beiden Trekkingtage zu schonen und sich im Camp auszuruhen.
Das Valle del Frances
So hab ich mich alleine mit Kamera und warmen Klamotten bepackt auf den Weg ins Tal hinauf gemacht. Der Weg führte gleich von Anfang an steil bergauf, teils im Wald, teils über Stein und Geröll. Der Wind pfiff mir an den ausgesetzten Stellen ganz schön heftig um die Ohren und nach etwa einer Stunde erreichte ich einen Aussichtspunkt mit gutem Blick auf die Cuernos – die für den Park so charakteristischen Felsspitzen. Leider versprach der Blick ins Tal hinein nichts Gutes, die Sicht war miserabel und es erschien mir nicht sehr sinnvoll noch weiter hinein zu wandern. Ich wartete etwa 45 Minuten bzw. so lange es die Kälte und der Wind zuließen und versuchte die Momente zu erwischen in denen der Nebel die Cuernos für ein Foto kurz frei gab. Danach stieg ich zurück ins Camp ab und wir kochten wie gehabt unseren Travellunch.
Erst am Abend lichtete sich der Himmel, die Sonne kam hervor und so stieg ich nocheinmal ein Stück ins Tal hinauf und konnte ein paar herrliche Wolkenformationen über den Cuernos fotografieren. Nur das Flugzeug, das zeitglich den Himmel kreuzte kam mir nach den vergangenen Tagen in dieser ursprünglichen Landschaft fast wie ein Ufo vor.
Morgen wird das Wetter großartig
… hab ich mir gedacht. Wir werden sehen.