Puerto Natales – Camp Seron

Meine erste Trekking-Tour.

Der Torres del Paine Nationalpark

Den Torres del Paine Nationalpark hatten wir uns als primäres Ziel für diese Reise ausgesucht. Die Gründe dafür möchte ich kurz zusammenfassen: Wir hatten den Wunsch unabhängig und alleine unterwegs zu sein. Wir wollten nicht auf die Hilfe eines Führers oder eines Trägers angewiesen sein und wir wollten für uns selbst sorgen d.h. wir wollten im Zelt und nicht in einer Hütte schlafen und auch selbst für die Verpflegung sorgen. Torres del Paine ist insofern recht gut dafür geeignet, weil man nicht in großer Höhe unterwegs ist, beispielsweise wie in Peru oder in Nepal. Je höher man hinauf kommt desto anstrengender wird es, vor allen Dingen mit schwerem Rucksack. Der höchste Punkt unseres Trek befand sich auf lediglich 1.200 m. Andererseits gibt es im Park sehr wohl auch einige Hütten und im Notfall ist es möglich, auch dort zu übernachten. Genauso hatten wir die Hoffnung, dass man ja im Notfall auch unterwegs in einer Hütte essen kann, wenn einem die Vorräte ausgehen. Die Realität stellte sich dann doch etwas anders dar, aber dazu später …

Für Trekking im Torres del Paine gibt es mehrere Möglichkeiten. Die beliebteste ist der sogenannte W-Trek, eine 3-4 Tageswanderung ausschließlich im südlichen Teil des Parks. Wir haben uns für den Circuito (auch O-Trek genannt) entschieden, eine 7-9 tägige Umrundung, die das W beinhaltet. Auf der folgenden Karte ist unser Trek in rot eingezeichnet:

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Reservierungen? Wetter?

Seit heuer müssen alle Parkbesucher Reservierungen für die Camps bzw. die Hütten beim Betreten des Parks vorweisen. Damit versucht die Parkverwaltung überfüllte Camps zu verhindern und die Besucher zu kanalisieren. An und für sich eine gute Idee, man ist jedoch nicht mehr ganz so flexibel, muss sich die Tagesetappen im Vorfeld genau überlegen und hoffen, dass nichts dazwischen kommt. Wir haben diese Regel ernst genommen, genau geplant und brav alles vorreserviert. Keine einfache Aufgabe, es gibt 3 unterschiedliche Betreiber von Camps/Hütten im Park mit 3 verschiedenen Buchungs- und Bezahlsystemen. Diese Reservierungsgeschichte war jedenfalls auch Grund für den verschobenen Start des Treks, wir wollten ursprünglich ja am 1. November starten, schlussendlich war es dann aber der 5. Rückblickend betrachtet war das ein glücklicher Zufall, denn das Wetter war Anfang November im Park dermaßen schlecht, dass wir den Trek wahrscheinlich hätten abbrechen müssen. Für die ersten Tage in unserem Zeitfenster war die Vorhersage zwar immer noch mäßig, aber zumindest danach gab es Aussicht auf Besserung.

Die ganze Wettergeschichte, die Erzählungen von anderen im Hostel, die Infos die wir vor Ort bekommen haben, das Thema Vorräte und Essen, das alles hatte uns ziemlich eingeschüchtert. Leute die inkl. Rucksack vom Wind umgeweht werden (genau genommen wurde berichtet, dass Männer inkl. Rucksack vom Wind 9 m weit “versetzt” wurden) und Zelte die selbigem kaum standhalten, die Aussicht auf nasse Klamotten, nasse Schlafsäcke, Kälte und auch die Tatsache, dass man nicht einfach so mitten drin aufhören kann, das alles motiviert nicht wirklich. Kein Mobilfunknetz, keine Straßen und im schlimmsten Fall würden wir mehrere Tagesetappen zurückwandern müssen, wenn wir beispielsweise die Schlüsselstelle – den Paso John Garner – nicht schaffen würden. In der Nacht vor dem Start haben wir beide kein Auge zugetan, so aufgeregt waren wir und so viel Gedanken haben wir uns gemacht. Draußen hat es gestürmt und geregnet.

War es richtig hierher zu kommen?

Der Weg zum Park

Am nächsten Morgen war das Wetter besser, Nieselregen begleitete uns auf dem Weg zum Busbahnhof von Puerto Natales. Von dort ging es mit dem Bus ca. 2 Stunden zum Parkeingang. Wir waren ziemlich angespannt und ich kann mich erinnern, dass mir ziemlich kalt war. Sogar im Bus mit der Isolationsjacke …

Wie soll das bloß unterwegs werden?!

Zum Glück war es draußen sonnig, man konnte die Landschaft bestaunen und man war etwas von den Gedanken abgelenkt (die ersten 3 Fotos unten in der Gallery sind vom Busbahnhof bzw. währen der Fahrt entstanden). Die Zeit verging wie im Flug. Kurz vor dem Ziel musste man sich in eine Liste eintragen und angeben, wie lange man vor hatte, im Park zu bleiben. Fast alle Leute im Bus waren offenbar Tagesausflügler oder blieben 2-4 Tage und wir waren die einzigen, die 8 Tage in die Tabelle hineinschrieben. Wieder stellten wir uns die Frage:

Haben wir uns für das richtige entschieden?

Hier noch die Strecke, die man mit dem Bus zum Park zurücklegt:

Let’s go!

Am “Haupteingang” zum Park – der Laguna Amarga – ging dann alles verhältnismäßig schnell. Raus aus dem Bus, rein in das Gebäude der Parkverwaltung (CONAF), anstellen, Formular ausfüllen, unterschreiben, Eintritt bezahlen (ca. 35 € pro Person), die Reservierungen für die Camps vorweisen, ein Video über die Waldbrandgefahr ansehen und entsprechende Informationen zum richtigen Verhalten von einem Ranger anhören.

Ca. 10 Uhr haben wir uns schlussendlich den Rucksack angeschnallt und unsere erste Etappe gestartet, die auf der folgenden Karte wieder in rot eingezeichnet ist: Von der Laguna Amarga zum Campamento Seron, insgesamt ca. 18-20 km.

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Die ersten Kilometer bis zur Hosteria Las Torres verlaufen auf einer Schotterstraße, viele Trekker lassen sich dieses Stück noch shutteln. Aber wir sind ja zum Wandern hergekommen. :-)

An der Hosteria haben wir einen plötzlich einsetzenden Regenguss abgewartet und unseren letzten Kaffee getrunken – zumindest für die nächsten Tage. Ein Chilene der gerade seine Wanderung hinter sich gebracht hat, berichtete von matschigen und schlammigen Zuständen auf den Camps und bot uns seine Zeltunterlage an, die wir dankend annahmen. Wenn man dadurch im Zelt trocken bleibt, nimmt man das halbe Kilo Mehrgewicht doch gern in Kauf! Danach ging es langsam ansteigend gegen den Uhrzeigersinn auf den Circuito Richtung Campamento Seron. Alle 3-4 km informierten Holztafeln mit Kilometerangaben über den Etappenfortschritt – angenehm wenn man mehrere Stunden unterwegs ist und man keine genaue Orientierungsmöglichkeit hat. Das GPS-Gerät ist aus Gewichtsgründen daheim geblieben und ist im Park auch nicht notwendig, die Wege sind vorbildlich markiert.

Wie man dem Foto von Doris vor der Holztafel entnehmen kann, waren wir die meiste Zeit in voller Regenmontur unterwegs, Regen und Nieselregen haben sich quasi permanent abgewechselt. Es war gar nicht so einfach, den Fotos beim Nachbearbeiten noch ein bisschen Stimmung zu entlocken. Trotzdem haben wir die Etappe sehr, sehr genossen. Endlich waren am Hauptact der Reise angekommen, endlich waren wir alleine unterwegs und der atemberaubenden Landschaft und den urwaldähnlichen Wäldern konnte auch das Wetter nix anhaben.

Ungefähr auf der Hälfte der Etappe dann die erste Begegnung mit anderen Trekkern: Ein Pärchen aus den USA kam uns entgegen – sie waren am Vortag die Etappe zum Campamento Seron gewandert, hatten dort im Zelt übernachtet und am nächsten Morgen beschlossen abzubrechen. Kälte, Regen und Schnee haben ihnen wohl zu sehr zugesetzt. Wir tratschten ein paar Minuten, wünschten uns gegenseitig alles Gute und wanderten weiter – in entgegengesetzte Richtungen.

Die letzten Stunden vor dem Etappenziel regnete es in Strömen, der Weg war tief durchnässt vom tagelangen Regen und oftmals mussten wir ins Gebüsch und ins Unterholz ausweichen um nicht bis über die Schuhe im Schlamm zu versinken. Wir haben es trotzdem genossen!

Im Camp

Gegen 18 Uhr sind wir schlussendlich im Camp Seron angekommen, der Regen setzte bald danach aus und wir konnten das Zelt aufbauen und Abendessen kochen. Fertigessen vom Bergfuchs – Travellunch – übrigens sehr zu empfehlen! Ernsthaft. Die versprochene Portion für zwei Leute hat uns tatsächlich halbwegs satt gemacht. Den Rest des Abends haben wir uns mit den wenigen anderen Trekkern unterhalten und ausgetauscht. Einige davon haben wir in den Tagen danach noch öfter getroffen. Norman und Selina, ein Pärchen aus Deutschland, das immer fröhliche 3er-Gespann Grace, Kirsty und Emily aus Australien bzw. England und Simon mit den lebendigsten Augen, die ich seit langem gesehen habe – ebenfalls Australier. Glücklicherweise hat uns zu späterer Stunde der Camp-Aufseher erlaubt in die kleine Hütte zu kommen, dort gab es einen beheizten Raum und wir konnten unsere Sachen trocknen. Zufrieden kuschelten wir uns danach in unsere Schlafsäcke. Ein guter erster Trekking-Tag!

Folgeartikel

Die folgende Liste beinhaltet alle bis dato geposteten Folgeartikel zu unserer Trekking-Tour im Torres del Paine Nationalpark: