Camp Italiano – Camp Torres

Intro

Da denkt man, man hat sich langsam an den Ablauf rund um Zelt, Schlafen, Campieren und so gewöhnt und dann erlebt man eines Morgens doch wieder eine Überraschung. Und zwar in Form von Eindringlingen. Genaugenommen war es vermutlich ein einzelner Eindringling und geschafft hat er (oder sie) es zum Glück nur bis ins Vorzelt. Dort waren wie üblich unsere Rucksäcke verstaut, zusammen mit all unseren Habseligkeiten und natürlich dem Proviant. Genau auf selbigen hatte es er (oder sie) auch abgesehen und es wurde der kürzest mögliche Weg gewählt, was so viel heißt wie, “durch alle Schichten bis zum Futter durchfressen”! Betroffen war unsere Notration in Form eines hochkalorischen Energieriegels und wie hochkalorisch selbiger war, konnte man an der Menge sehen, die der Eindringling zu verspeisen vermochte. In etwa die Größe einer Walnuss. :-D

Bei der Schadensinspektion ist mir natürlich auch wieder eingefallen, dass von derartigen Vorfällen schon im Internet zur Genüge berichtet wurde und es wurde ja auch empfohlen den Proviant auf Bäume zu hängen… na ja, wieder was gelernt!

Vorletzter Tag im Torres del Paine Nationalpark und es versprach ein großartiger Tag zu werden! Herrliches Wetter, sonnig und warm und auch der Rucksack war nach all den Tagen spürbar leichter geworden. Aber es stand auch eine große Etappe auf dem Programm: 20 km und einige Höhenmeter! Zuerst das ganze Nordufer des Lago Nordenskjöld entlang, dabei immer bergauf und bergab und zum Schluss der Anstieg ins zweite Seitental bis zum Camp am Fuße der Torres. Kurz vor 9 Uhr sind wir gestartet.

Die Etappe

Doris konnte ob des schönen und warmen Wetters ihren drückenden Schuh ausziehen und wanderte den ganzen Tag mit einem Flip Flop und einem Wanderschuh. Klingt seltsam, sah auch so aus! :-) Hat für sie aber wunderbar funktioniert und der Weg war für den Durchschnittsmenschen sicher alles andere als flip-flop-tauglich!

Eine detaillierte Wegbeschreibung von der Wanderung am, bzw. teilweise hoch über dem See, erspare ich mir an dieser Stelle, ich denke die Fotos sprechen für sich! So einen Tag hätten wir uns auf dem Trek öfter gewünscht, wobei unsere Klamotten dann sicher auch schon viel früher zum Riechen angefangen hätten… ;-)

Unterwegs trafen wir deutlich mehr Leute als in den vergangenen Tagen, man merkte einfach, dass wir nun auf dem beliebten W-Trek unterwegs waren. In der Hochsaison hätte man sich an Hängebrücken oder ähnliche Nadelöhre sicherlich anstellen müssen.

Kurz vor 14 Uhr erreichten wir die Abzweigung, in der man zuerst Richtung Refugio Chileno und dann zum Camp Torres aufsteigt. Das Wetter zog nun ein bisschen zu und wir hatten mit heftigem Gegenwind zu kämpfen. Es ging steil bergauf und wir spürten die müden Beine deutlich. Am Camp Chileno mussten wir außerdem der Versuchung hineinzugehen, uns hinzusetzen und ein Bier zu trinken, widerstehen – denn schon manch einer soll dann dort geblieben, und gar nicht mehr zum Camp Torres aufgestiegen sein. Aber man konnte ja das Bier auch kaufen und für später mitnehmen! ;-)

So befahlen wir also unseren müden Beinen weiterzugehen und schleppten uns das Tal hinauf zum Camp Torres, wo wir schlussendlich kurz nach 17 Uhr müde, erschöpft aber auch unglaublich zufrieden und glücklich ankamen.

Noch einmal schlafen

Wir bauten ein letztes Mal unser lieb gewonnenes Zelt auf, verspeisten halb verhungert das letzte Päckchen Travellunch und nahmen das Angebot, ein halbes Packerl Nudel von Clemens und Rebecca noch aufessen zu können, dankend an. Aufsparen mussten wir nichts mehr, denn es war der letzte Abend im Park. Als Nachspeise gab es das Dosenbier, das wir zuvor im Refugio Chileno gekauft hatten und ihr könnt euch sicher vorstellen, wie großartig es uns schmeckte! Wir fanden es unglaublich schön, einige Leute hier wiederzutreffen, die wir zu Beginn des Treks kennengelernt, aber dann aufgrund anderer Etappenaufteilung nicht mehr gesehen hatten. Dazu gehörten Seán und Ian mit denen wir gemeinsam den Pass überquert hatten und Simon, den wir bereits am ersten Abend im Camp Seron kennengelernt hatten. So tratschten wir eine Weile, tauschten die Erlebnisse der vergangenen Tage aus und genossen die heitere, unbeschwerte und fröhliche Gesellschaft an diesem herrlichen Platz, mitten zwischen den Bergen Patagoniens.

In der Dämmerung riss auch der Himmel wieder auf, das erste Mal während des gesamten Treks konnte ich einen klaren Sternenhimmel sehen und der Parkwächter erzählte, es wäre der schönste Abend seit 2 Wochen. Ich war überzeugt, wir würden am nächsten Tag einen wunderschönen Sonnenaufgang am Fuße der Torres erleben …